Es war einmal ein Papst. Papst Paulus III war sein Name. Im Jahre 1531 erhob er eine Salzsteuer um die Einwohner der Toskana und Umbriens dazu zu zwingen, ihr Salz zu einem immens hohen Preis in den päpstlichen Salzminen zu kaufen. Paulus wollte mit den Einnahmen den Kampf gegen lutheranische Ketzer finanzieren, aber stattdessen entbrannte die sogenannte „Guerra del sale“, der Salzkrieg, in dessen Verlauf die päpstlichen Schlächter ein tragisches Blutbad anrichteten.
Das seinerzeit zum Konservieren von Lebensmitteln wertvolle Salz war von einem Tag zum anderen unbezahlbar geworden, und so war es eine naheliegende Idee, es bei der Brotherstellung einfach wegzulassen. Und weil die Florentiner ein recht stolzes Völkchen sind, wurde schlussendlich aus der Notlösung eine Tradition.
Eine andere Version der Geschichte besagt wiederum, dass diese Sitte auf die Rivalitäten zwischen Pisa und Florenz um 1100 zurückgehe. Die Pisaner hatten die Kontrolle über Salz und andere Waren, die im Hafen von Pisa angeliefert wurden. Um Florenz unter Druck zu setzen, reduzierten sie die Salzlieferungen, was die Salzpreise enorm ansteigen ließ, zeitweise wurden die Lieferungen sogar blockiert.
Wer oder was nun tatsächlich zur Salznot in Florenz geführt hat ist letztendlich auch nicht relevant, wichtig ist, dass einem das Salz im Brot eigentlich überhaupt nicht abgeht, denn die aromareichen typischen florentinischen Gerichte sind für sich schon salzig und würzig genug, sodass das Brot einen aromatischen Ausgleich schafft.
Durch die kulinarischen Spezialitäten aus der Toskana kostet man sich am besten bei den unzähligen Ständen in der großen historischen Markthalle Mercato Centrale. Die Halle, eine einzigartige Konstruktion aus Glas und Gußeisen, wurde vor über 140 Jahren errichtet.
Ich bin so satt, ich mag kein Blatt … Oh, Eis!
Und völlig egal wie üppig das Mahl war, für Eis ist immer noch Platz. Gelato-Liebhaber kommen in Florenz voll auf ihre Kosten, überall fordern cremige Berge verschiedenster Eissorten Schleckermäulchen zum Verzehr auf. Und es ist lecker, so richtig lecker! Wenn nicht sogar das beste Eis das wir jemals gegessen haben :)
Was die Kaffeehauskultur und Konditoreitradition angeht, stehen die Florentiner uns Wienern um nichts nach … und das Beste: Kaffee und Croissant gibt’s – wenn man’s im Stehen genießt – im Doppelpack um läppische 2€.
Besonders sehenswert ist das Caffè Gilli, zu finden beim Piazza della Repubblica. Es ist das ist das älteste und eleganteste Café in Florenz, gegründet 1733.
Doch Florenz verzaubert nicht nur mit kulinarischen Köstlichkeiten, sondern auch mit vielen historischen Eindrücken. Man bezeichnet die Stadt nicht umsonst als die „Wiege der Renaissance“.
Im 15. und 16. Jahrhundert herrscht damals in Florenz der mächtige Clan der Medici. Sie prägen nicht nur Politik und Finanzen von Florenz, sondern auch das Florentiner Stadtbild. Viele der bedeutendsten Bauwerke, Paläste und Residenzen der Stadt gehen auf die Medici zurück.
Um die schönste Aussicht auf die grandiosen Bauwerke von Florenz zu genießen, sind wir die unzähligen Treppen zum Piazzale Michelangelo empor gestiegen. Der Platz liegt auf einem Hügel auf der südlichen Seite des Arno und bietet einen spektakulären Blick auf Santa Maria Novella im Westen, Santa Croce im Osten, die majestätische Domkuppel in der Mitte, dem schlanke Turm des Palazzo Vecchio, Arno, die schönste Brücke Italiens – Ponte Vecchio – und im Hintergrund auf die Hügel von Fiesole.
Il Duomo ist ein atemberaubendes Bauwerk, mit einer auffälligen Kuppel, die die gesamte Stadt überragt. Kein Wunder, schließlich ist der gewaltige Dom, der mit vollem Namen Kathedrale Santa Maria del Fiore heißt, nach dem Petersdom in Rom, Saint Paul’s Cathedral in London und dem Mailänder Dom die viertgrößte Kirche in Europa.
153 Meter lang, 38 Meter breit und (mit Laterne) 114 Meter hoch thront das Bauwerk im Stil der italienischen Gotik und lässt alles neben sich klein erscheinen.
Wer allerdings näherkommt, der findet an Santa Maria del Fiore wunderschöne kleine Details an der prächtigen Fassade, Fenster und Fresken, die genauere Blicke lohnen.
Übrigens darf kein Gebäude in Florenz höher sein als der Dom.
Die Ponte Vecchio überspannt seit 1345 den Arno. Sie ist keine gewöhnliche Brücke, denn sie ist mit kleinen Läden bebaut, nur in der Mitte gibt es einen Durchblick, hier stehen drei Arkadenbögen. Die Geschäfte und Werkstätten gibt es übrigens schon seit Fertigstellung der Brücke. Anfangs boten hier hauptsächlich Schlachter und Gerber ihre Dienste an, heute gibt es auf der Brücke Ponte Vecchio hauptsächlich Schmuck und Souvenirs.
Die „alte Brücke“ ist zu jeder Tageszeit sehenswert: frühmorgens, wenn die Geschäfte noch geschlossen haben und man in aller Ruhe ohne Touristenströme durch die Arkadenbögen den Blick auf den Arno genießen kann, tagsüber wenn in den Schaufenstern alles funkelt und glitzert, und auch abends, wenn man den Klängen der Straßenmusiker lauschen darf.
Das Zentrum der historischen Altstadt bildet die Piazza della Signoria. Hier befinden sich einige Kunstwerke aus der Renaissance wie etwa der Neptunbrunnen, das Reiterstandbild Cosimos I. und eine Kopie von Michelangelos David.
Umrahmt wird die Piazza von wichtigen Gebäuden aus früheren Zeiten, wie dem Palazzo Vecchio. Der Palast mit dem markanten Turm diente früher als Sitz der Regierung.
Abseits der großen Plätze und Gallerien hat Florenz mehr zu bieten als “nur” die Schätze der Renaissancekunst. Wer mit offenen Augen durch die Gassen von Florenz geht, entdeckt die Kunstwerke der heimischen Street Art-Künstler. Kreative Bilder zieren unauffällige, alltägliche Objekte wie Straßenschilder, Müllkübel und Mauern.
Kleines Püppchen, freches Bübchen …
Während wir auf den Spuren der Medicis wanderten, haben wir auch einen alten Freund aus Kindertagen getroffen … jeder kennt die Geschichte von Pinocchio, die 1940 von Disney animiert wurde. Ursprünglich entsprang Pinocchio allerdings 1880 der Feder des Florentiner Schriftstellers Carlo Collodi.
Das New York des Mittelalters
Florenz ist keine besonders große Stadt, wer einen ganzen Tag Zeit erübrigen kann sollte einen Ausflug ins Umland wagen. Wir haben uns für San Gimignano in der Provinz Siena entschieden.
Von Florenz ist das toskanische Städtchen mit dem Bus via Poggibonsi in 1 ½ Stunden zu erreichen. Allerdings sollte man sich zeitgerecht das Busticket besorgen (wenn möglich schon am Vortag), sonst muss man – um den Bus nicht zu versäumen – so wie wir auf viel Glück hoffen, dass man in der langen Warteschlange vor dem Ticketschalter von einem freundlich gesinnten Menschen vorgelassen wird ;-)
Bei der Rückfahrt nach Florenz nimmt man in Poggibonsi besser den Zug, der Bus kommt nämlich vollbesetzt aus Siena und somit ist ein Stehplatz vorprogrammiert, außerdem staut es sich abends fürchterlich auf den Straßen um und in Florenz.
Wieso also die Strapazen auf sich nehmen und San Gimignano besuchen? Weil es wirklich sehenswert ist!
Manche Kämpfe des Mittelalters wurden ja mit Steinen ausgetragen. Mit aufeinandergetürmten, versteht sich.
So sind in San Gimignano einst 72 sogenannte Geschlechtertürme entstanden, mit denen die reichen Patrizierfamilien um Ruhm und Ansehen wetteiferten, obwohl ein luxuriöses Leben in diesen gar nicht möglich war. Je höher der Turm, desto bedeutender die Familie.
Erhalten haben sich davon immerhin noch 15, was der reizvollen Stadt, deren historischer Stadtkern seit 1990 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, den Spitznamen „Mittelalterliches Manhattan“ beschert.
54m misst der höchste Turm, der 1311 erbaute Torre Grossa. Seine Höhe war die Messlatte aller anderen, keiner durfte den Rathausturm überragen. Die Besteigung des Turms über 200 Stufen zahlt sich aus, denn die Aussicht über den Ort und die Hügellandschaft der Toskana ist fantastisch!
Die Atmosphäre der Vergangenheit lässt sich in der Stadt der Türme mit ihren malerischen Gassen, reizvollen Plätzen und angesehenen Gebäuden, Kirchen, Klöster und Museen immer noch atmen, denn im Jahr 1563 entschied der erste der toskanischen Großherzöge, Cosimo I. de Medici, dass „auch keine geringen Summen“ mehr in diese Stadt investiert werden dürfen. Und so ist San Gimignano geblieben, wie es damals war.
Das ruft natürlich jede Menge Touristen auf den Plan was wiederum die heimischen Kassen klingen lässt. Dicht an dicht reihen sich Souvenir- und Feinkostläden und bieten ihre Waren feil: Seifen, Keramik, Lederwaren, Kunst und Kitsch aus Alabaster, Pecorino und Salami in allen Variationen. Ausgestopfte Wildschweine vor den Feinkostläden machen auf eine Spezialität der Gegend aufmerksam: das Fleisch des cinghiale (Wildschwein).
Unsere kleine Ausbeute: Wildschweinsalami und Ledertäschchen :)
Weiters bietet hier auch der zweifache Eis-Weltmeister Sergio Dondoli in der Gelateria Dondoli seine Kreationen an. Allerdings muss man sagen, dass uns das Eis in Florenz wesentlich besser geschmeckt hat, aber gut, seine Siegeszüge sind ja doch schon ein Zeiterl her ;-)
Um den Touristenströmen zu entkommen spaziert man einfach abseits der Hauptplätze durch das hübsche Städtchen.
Sonntag ist wohl Waschtag ;-)
Gewohnt haben wir in Florenz übrigens in einem empfehlenswerten kleinen aber feinen Appartement in super Lage nur einen Katzensprung vom Palazzo Piti entfernt, praktischerweise an einem Platz mit Cafeteria, Trattoria und Eisgeschäft gelegen :)
Wenn es auch des Nächtens ein bißchen laut war, die Anrainer haben hier bis in die frühen Morgenstunden gesellig beisammen gesessen, so war es doch nett ein bißchen florentinisches Lebensgefühl zu erleben :)
Und wer bekommt schon von seinem Vermieter am Weg vom Flughafen zur Unterkunft eine kleine Stadtrundfahrt mit Hintergrundinformationen und Tipps spendiert ;-)
Liebe Grüße aus der Toskana,
Karin, Evelyn, Sandra & Bianca