Port Elizabeth

Am Mittwoch verließen wir Vormittags den Addo Nationalpark und setzten unsere Reise fort an die Küste ins 80 km entfernte Port Elizabeth. Eine sehr nette Stadt mit einigen historischen Überbleibseln aus der Kolonialzeit, aber dazu später mehr.

Die Fahrt führte unter anderem auch an einem riesigen Township (=Wohnort, Vorort für Schwarze und Farbige) vorbei, welches sich zu unserer rechten Seite kilometerweit erstreckte. Zu unser linken Seite befand sich erschreckenderweise ein ebenso großer Friedhof.

Die Lebenserwartung der schwarzen Männer und Frauen liegt bei durchschnittlich 45 Jahren – durch die hohen Aids-Raten Tendenz sinkend. Kondome werden großteils immer noch verpönt, zum einen aufgrund der Kirche, die gegen Verhütungsmittel predigt, zum anderen basierend auf die traditionelle afrikanische Erziehung, die Verhütunsmittel als schwarze Magie der Weißen gegenüber den Schwarzen ächtet. Hier besteht also dringend Aufklärungsbedarf …

Gegenwärtig ein weiteres großes Problem ist die Arbeitslosigkeit die bei etwa 35% liegt. Man merkt dies vor allem daran das für so ziemlich jede mögliche Tätigkeit ein Arbeitsplatz geschaffen wird. An der Tankstelle ist zum Beispiel nicht wie bei uns Selbstbedienung üblich, sondern ein Kollege füllt den Tank während der andere die Scheiben blitzeplank putzt. Oder in jedem noch so einfachen Restaurant wird man – wie z.B. In den USA – von einer eigens dafür angestellten Mitarbeiter/in an den Tisch geführt. Sämtliche Grünflächen werden von sogenannten „Grasscuttern“ penibel gepflegt und kurz gehalten, selbst die Grünstreifen auf den Autobahnen. Dabei sind die Xhosa und Zulus sehr hart arbeitende Völker, auf Baustellen und in der Landwirtschaft sieht man kaum Maschinen, das meiste wird per Hand erledigt. Und wenn sie sie sich auch nicht stressen lassen sondern eher sehr gemächlich arbeiten, gerne eine gesellige Pause verbringen, so arbeiten sie doch sehr genau und gewissenhaft. Ich hoffe sehr das das die Townships eines Tages verschwinden und durch besse Wohngegenden ersetzt werden, vor allem jene die nicht in einem gemauerten Haus, sondern in einer Blech-/Holzhütte leben. Jeder hat ein bißchen Lebensqualität verdient.

Auf Bildung wird auch besonders viel Acht gelegt, in jeder Ortschaft befindet sich eine Schule, die Schüler tragen je nach Ort unterschiedlich farbige Schuluniformen.

Aber nun genug vom Bevölkerungsexkurs, weiter in der Reise ;)

Wir erreichten also gegen Mittag Port Elizabeth. P.E. Ist mit 1,1 Mio. Einwohnern die fünftgrößte Stadt Südafrikas. Unter anderem befindet sich hier auch ein großes Werk von Volkswagen. Es gibt viele Parks, Gartenlandschaften und wie schon erwähnt viele Gebäude aus der Gründerzeit.

Untergekommen sind wir für 2 Nächte bei Lea, Cliff und Alida im Beachwalk Bed & Breakfast, eine Häuserecke entfernt vom Strand im Stadteil Summerstrand. Den Aufenthalt hier haben wir sehr genossen, besonders Alida hat ihn uns sehr angenehm und unterhaltsam gestaltet. Mit ihren 62 Jahren spricht sie 4 Sprachen, Englisch, Afrikaans, Deutsch und Suaheli, vor 5 Jahren ist sie von Salzburg nach Wien geradelt und bereist auch sonst wann immer sie kann Südafrika und die Welt. Sie hat uns mit vielen interessanten Informationen und Tipps bezüglich Port Elizabeth, Der Garden Route welche wir die nächsten Tge entlang fahren werden und Südafrika an sich versorgt.

Auf die Frage nach einem Stadplan von Port Elizabeth meinte sie den würden wir nicht brauchen, schnappte sich stattdessen Papier und einen Stift und begann uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt aufzuzeichnen :)

Mit unserem ganz persönlichen Stadplan zogen wir also wie bei einer Schnitzeljagd los und erkundeten die Altstadt von Port Elizabeth.

Vorbei am Rathaus statteten wir der 1848 erbauten Bibliothek einen Besuch ab. Herrlich der Geruch alter Bücher, alter Holzregale und das Knarren des Holzbodens.

Nachdem wir in einigen Büchern geschmökert hatten, zogen wir weiter zum Phoenix Hotel. 1837 erbaut und immer noch aktiv, besichtigten wir auf Anraten Alidas die urige Cantina. Kaum betritt man den Raum, fühlt man sich in die 50er Jahre versetzt, die Deko ist der Hammer:

In all der Euphorie ist mir leider ein schwerer Fehler unterlaufen – und alle die mit mir bereits auf Urlaub oder Fototour waren wissen was dies mit meinem Gemütszustand anstellt ;)

Ich hatte vergessen einen Ersatzakku für die Kamera mitzunehmen, und just in der Bibliothek ging der Saft aus. Zum Glück hatte ich das Handy dabei so das doch noch eine brauchbare Bilderserie vom Tag entstanden ist :)

Weiter ging’s in das angrenzende Donkin Reserve, eine wunderschöne Grünfläche mit Ausblick über P.E., hier befinden sich ein Leuchtturm und eine Pyramide. Die Steinpyramide wurde in Gedenken an die Namensgeberin der Stadt, Elizabeth Donkin, errichtet. Sie war die Frau des damaligen Kap Gouverneurs Sir Rufane Donkin, der diese bei seiner Ankunft 1820 bauen ließ. Die Inschrift an der Pyramide ist eine bewegende Widmung: “To the memory of one of the most perfect of human beings who has given her name to the town.”

Wir stiegen den Leuchtturm hinauf um den 360Grad-Ausblick über Port Elizabeth zu genießen und relaxten anschließend im wunderschön angelegten und sehr gepflegten St. George Park, wo man viele unterschiedliche Baum-, Palmen-, und Blumenarten besichtigen kann.

Und natürlich ließen wir uns auch am Strand die Sonne auf den Bauch scheinen. Alida meinte im 30km entfernten Ort Seaview würde es einen wunderschönen weißen Sandstrand geben, also begaben wir uns am späten Nachmittag dorthin. Je mehr wir uns den Sanddünen allerdings näherten, um so nebeliger und diesiger wurde es. Am Ende dachten wir wir hätten uns verfahren und wären in den schottischen Highlands gelandet ;) steile schwarze Klippen von Wildblumen bewachsen, unten die tosende Brandung, der weiße Sand, die Sonne und Umgebung im Nebel … Wir hielten also nur kurz unsere Füße ins eiskalte Wasser und fuhren anschließend wieder zurück an denn Strand ins sonnigere Summerstrand :)

Abends waren wir dann noch im Kino und haben uns um umgerechnet 3,80 Euro pro Ticket „Premium Rush“ angesehen.

Die kommende Etappe führt uns die nächsten Tage entlang der Garden Route nach Wilderness.

Einen sonnigen Gruß,

Karin & Harald

Kategorien Südafrika

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Hallo, ich bin Karin, ein Kind der Achtziger, leidenschaftliche Teilzeitweltenbummlerin & Hobbyfotografin, und wohne da, wo eigentlich andere Urlaub machen, im schönen Wien :) Trotz der Liebe zu meiner Heimatstadt zieht es mich immer wieder in die Ferne.

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